Ökonomie der Fürsorge (II/II): Warum wir Wohlstand neu denken müssen [Essay von Tim Jackson]

Die Coronapandemie hat uns eine klare Lektion erteilt: Gesundheit ist wertvoller als bloßes Wirtschaftswachstum. Fürsorge und Sorgearbeit (»Care«), die der Gesundheit dienen, bilden die Grundlage allen Lebens und Zusammenlebens. Doch diese Lektion droht in Vergessenheit zu geraten. Zumal eine »Ökonomie der Fürsorge« dem kapitalistischen Streben nach Effizienz und Arbeitsproduktivität widerspricht. Denn »Zeit ist Geld« – da bleibt nicht mehr viel Platz für zeitaufwendige Sorgearbeit. Tätigkeiten der Fürsorge, die Zeit weil Aufmerksamkeit benötigen, werden zu »Bürgern zweiter Klasse«. Sie führen gleichsam ein Schattendasein: konstant unterbezahlt, geringgeschätzt, entwertet und »feminisiert«. Wie sähe demgegenüber eine grundlegende Neuausrichtung unseres Wirtschaftssystems aus, die endlich Menschen und ihre Gesundheit über das Streben nach Profit stellt? Health statt wealth!

Ein Transkript der Folge finden Sie hier.

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Tim Jackson, als Direktor des Centre for the Understanding of Sustainable Prosperity und Professor für nachhaltige Entwicklung an der University of Surrey (UK) erforscht er seit über drei Jahrzehnten die moralischen, wirtschaftlichen und sozialen Dimensionen von Wohlstand auf einem endlichen Planeten. sein Buch »Wohlstand ohne Wachstum« (oekom, 2011) war Buch des Jahres der Financial Times und Buch des Jahrzehnts bei UnHerd. Zudem ist Jackson preisgekrönter Dramatiker mit zahlreichen Radiobeiträgen für die BBC.

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