Grenzen – seit Menschengedenken arbeiten wir uns an ihnen ab: Kinder loten ihre Grenzen aus, Ländergrenzen werden umkämpft und vor „Eindringlingen“ geschützt, und die Medizin zögert die letzte aller Grenzen, den Tod, immer weiter hinaus. Die Corona-Krise ist eine Grenzerfahrung der besonderen Art: Der Virus kennt keine Grenzen – und verlangt von uns gerade deshalb überall Grenzziehungen. Der Vortrag der bekannten Kulturwissenschaftlerin Marianne Gronemeyer stammt noch aus der „Vor-Corona-Zeit“ – und ist aktueller denn je. Grenzenloses Wachstum, Globalisierung und die Grenzen der Natur: Ein kleines Virus stellt in Frage, was bereits zuvor brüchig war und keine Zukunft hatte.
Das PDF der Einführung und Anmoderation für diese Podcast-Folge finden Sie hier. (Der Vortrag selbst liegt als Transkript leider nicht vor.)
Marianne Gronemeyer war lange Zeit Professorin für Erziehungs- und Sozialwissenschaften an der Fachhochschule Wiesbaden. Sie gilt mit ihren Arbeiten als eine der Vordenkerinnen des wachstumskritischen Diskurses und steht in der Denktradition des Kulturphilosophen Ivan Illich. In ihren Schriften beschäftigt sie sich u.a. mit dem Geschwindigkeitsrausch unserer Gesellschaft und der Versäumnisangst des modernen Menschen. Ein fast schon Klassiker ist ihr Buch „Das Leben als letzte Gelegenheit“, in dem Marianne Gronemeyer sich mit der, wie sie schreibt, „Monokultur der Beschleunigung“ und den Ursachen für die chronische Zeitknappheit von uns allen beschäftigt hat. Marianne Gronemeyer hat auch über die „Macht der Bedürfnisse“ gearbeitet (so ein weiterer Buchtitel) sowie unter der Losung „Genug ist Genug“ über die Kunst des Aufhörens. Ihre jüngste Buchveröffentlichung ist dem Thema „Grenze“ gewidmet (siehe unten).
Der Podcast basiert auf einem Vortrag, den Marianne Gronemeyer am 11. März 2019 im münchner zukunftssalon im Rahmen des Münchner Forum Nachhaltigkeit gehalten hat. Eine Video-Aufzeichnung des Vortrags findet sich hier.
Marianne Gronemeyer im oekom verlag:
- Marianne Gronemeyer: Die Grenze. Was uns verbindet, indem es trennt – Nachdenken über ein Paradox der Moderne.
oekom Verlag, München 2018